Projektinformationen

 

Hintergrund

Das Handlungsfeld des Bauens und Wohnens birgt eines der größten Energieeffizienz- und Klimaschonungspotenziale für die deutsche Umweltpolitik. Neben dem Verhalten der Nutzer gilt dies insbesondere für die Umsetzung von Umbaumaßnahmen im Gebäudebestand. So verbrauchen Bestandgebäude im Durchschnitt etwa dreimal soviel Heizenergie wie Neubauten. Rund 87 Prozent des gesamten Energiebedarfs werden in privaten Haushalten für die Raumerwärmung und die Warmwasserbereitung benötigt (dena 2008). Zudem werden durch Abbruch und Entsorgung von Gebäuden und Bauwerken sowie den anschließenden Neubaumaßnahmen bundesweit die größten Stoffströme – und damit auch ein erheblicher Verbrauch natürlicher Ressourcen und die entsprechenden Umweltschäden und -risiken ausgelöst.

Die Erhaltung und Weiternutzung von Baubeständen zielt somit auf ein zentrales Feld nachhaltigen Wirtschaftens. So ist durch geeignete Maßnahmen im Durchschnitt eine 85-prozentige Reduzierung des Energiebedarfs und eine 70- bis 80-prozentige Reduzierung des CO2-Ausstoßes eines Bestandsgebäudes möglich (dena 2010 und 2008).

Klimaeffizientes und nachhaltiges Sanieren wird auch in Zukunft aufgrund der wachsenden ökologischen und ökonomischen Bedeutung ein Kernthema für die strategische Entwicklung von Immobilienbeständen und städtischen Quartieren bleiben (Fox-Kämper, Meisel, Ulmer 2008). Und schließlich wirken die Entwicklungen der letzten Jahre nicht zuletzt in sozialer Hinsicht auf unsere kommunale Lebensqualität ein, die aktuellen Debatten um die „zweite Miete“, den Wohnraummangel in deutschen Großstädten und die sich daraus entwickelnden Veränderungen der sozialen Zusammensetzung von Quartieren zeigen dies in aller Deutlichkeit.

Angesichts dieser großen ökologischen, ökonomischen und sozialen Bedeutung klimaeffizienter und im Wortsinne nachhaltiger Bestandsanierung, mutet es erstaunlich an, dass keine systematisch ausgewerteten Erfahrungen und Standards für die erfolgreiche Planung und Durchführung einer ökologisch, ökonomisch wie sozial nachhaltigen Sanierung in Bestandsbauten vorliegen[1]. Die von Seiten der Deutschen Energieagentur (dena) gemeinsam mit dem Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) veröffentlichten Daten und Auswertungen des dena-Modellvorhabens „Niedrigenergiehaus im Bestand) (dena 2010) liefern hier erste und wichtige Hinweise auf die möglichen ökonomischen Vorteile einer nachhaltigen Sanierungsstrategie. Die Studie konzentriert sich aber fast vollständig auf die Frage der Energieeffizienz und die hierfür üblichen Techniken. Dagegen werden die für den Nachhaltigkeitsbegriff und die Entscheidungsfindungsprozesse in Wohnungs-unternehmen mindestens ebenso wichtigen Aspekte der ökologischen und sozialen bzw. sozio-kulturellen Wirkungen des Sanierens von Bestandsgebäuden außer Acht gelassen.

Motive

Angesichts dieser großen ökologischen, ökonomischen und sozialen Bedeutung klimaeffizienter und im Wortsinne nachhaltiger Bestandsanierung, mutet es erstaunlich an, dass keine systematisch ausgewerteten Erfahrungen und Standards für die erfolgreiche Planung und Durchführung einer ökologisch, ökonomisch wie sozial nachhaltigen Sanierung in Bestandsbauten vorliegen[1]. Die von Seiten der Deutschen Energieagentur (dena) gemeinsam mit dem Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) veröffentlichten Daten und Auswertungen des dena-Modellvorhabens „Niedrigenergiehaus im Bestand) (dena 2010) liefern hier erste und wichtige Hinweise auf die möglichen ökonomischen Vorteile einer nachhaltigen Sanierungsstrategie. Die Studie konzentriert sich aber fast vollständig auf die Frage der Energieeffizienz und die hierfür üblichen Techniken. Dagegen werden die für den Nachhaltigkeitsbegriff und die Entscheidungsfindungsprozesse in Wohnungs-unternehmen mindestens ebenso wichtigen Aspekte der ökologischen und sozialen bzw. sozio-kulturellen Wirkungen des Sanierens von Bestandsgebäuden außer Acht gelassen.

Angesichts der Potenziale und der Größe der sanierungsbedürftigen Bestandsstruktur in NRW[2] ebenso wie in ganz Deutschland[3] ist es für viele Zielgruppen (Bauherren, Bestandseigentümer, Betreiber, Nutzer, Politik, Verbände, Architekten und Fachplaner) von großem Interesse übertragbare Vorgehensweisen für eine nachhaltige Bestandssanierung zur Verfügung zu haben – geht es in den nächsten 20 Jahren immerhin darum rund 50 Prozent des Gebäudebestandes umfassend zu sanieren. Das heißt pro Jahr werden etwa 2,5 Prozent des Wohnungsbestandes (ca. 1 Million Wohnungen) in der einen oder anderen Weise modernisiert werden müssen.
Unsere Motive sind klar und einfach zu zeigen,

dass trotz der steigenden Ansprüche an Bestandsmodernisierungen ein gutes auch ökonomisch sinnvolles nachhaltiges Bauen im Bestand möglich ist,
dass das Wort „Nachhaltigkeit“ weit mehr ist als Energieeffizienz und Klimaschutz umfasst und die ernsthafte Umsetzung eines solchen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbegriffs ein Erfolgsmodell sein kann,
dass auf diese Weise atmosphärisch und sozial wichtige städtebaulichen Gebäudeelemente erhalten werden können.

Ziele

Das Projekt „ NACHHALTIGES BAUEN IM BESTAND – Klimaeffiziente Sanierung im Bestand“ entwickelt anhand des sanierungsbedürftigen Bestandsgebäudes Senefelderstraße 44-48 in Köln-Ehrenfeld eine beispielhafte Vorgehensweise für die erfolgreiche nachhaltige und klimaeffiziente Sanierung von Bestandbauten, um diese der allgemeinen wie der Fachöffentlichkeit zur Verfügung stellen. Das Projekt wird in seinen drei Arbeitsphasen Planung, Umsetzung, Nutzung dokumentiert. Aktuell repräsentieren die auf dieser Internetseite dargestellten Ergebnisse den Stand der Dinge in der Planungsphase vor dem Bauantrag.

Integrales Arbeiten

Im Zentrum des Vorhabens steht die Entwicklung, wissenschaftliche Begleitung, Auswertung und Kommunikation eines integralen Entscheidungs- und Bauprozesses für nachhaltige klimaeffiziente Bestandsanierung, der sich über die drei Projektphasen Planung, Umsetzung und Nutzung erstreckt.

„Integral“ bedeutet in diesem Vorhaben zweierlei:

Erstens, dass von Beginn an sowohl Architekten, Fachingenieure und Bauherr/Eigentümer wie auch Experten nachhaltigen Bauens an allen zentralen Arbeitsschritten beteiligt sind („Integrale Planung“) und

zweitens, dass auch die Zielsetzung vor vorneherein umfassend formuliert wird – sie enthält über die Aspekte der reinen Energieeffizienz hinaus weitere zu erreichenden Nachhaltigkeits-Kriterien aus dem Ökologischen, Ökonomischen und Sozialen („Ganzheitliche Bewertung“).

Untersuchungsansatz

  1. Das Projekt soll anhand eines „typischen“ Kölner Baustandes demonstrieren, wie klimaeffizientes Sanieren / Bauen im Bestand für Altbau-Bestände funktionieren kann und
  2. wie durch einen doppelten Innovationsschritt – neue innovative Vorgehensweisen der Sanierungsplanung (integrale Planung und Variantenvergleich) und Einsatz neuer technischer Elemente – ein merklicher und ökonomisch rentabler Beitrag zur klimaschonenden Entwicklung städtischer Baubestände geleistet werden kann. Ein Eckpunkt zu diesem Element des Konzepts kann unter dem Motto „Erst Denken, dann Dämmen“ zusammengefasst werden.
  3. Das Projekt macht diesen hohen Anspruch zudem messbar, indem es sich am Lebenszyklusgedanken orientiert. In der Bauphase wie auch in der beginnenden Nutzung wird eine wissenschaftliche Begleitung und Auswertung des Projektes vorgenommen. Insbesondere werden die eingesetzten Baumaterialien und Energiesysteme als Bestandteile einer
    1. ökologischen Lebenszyklusanalyse (u.a. umweltrelevante Emissionen an CO2 (Treibhausgase), SO2 (Versauerungspotenziale), ODP Potenzial zum Ozonschichtabbau), POCP (Photosmog/Sommersmog-Bildung), EP (Überdüngungswirksame Substanzen), PEI (Primärenergieverbrauch ) und
    2. einer ökonomischen Lebenszykluskosten-Analyse (Kosten für Herstellung, Betrieb, Instandhaltung und Rückbau)analysiert, um den Erfolg der Maßnahmen bewertbar zu machen.

Aus diesem Ansatz ergeben sich folgende

Projektziele

Mit dem Vorhaben soll nachvollziehbar untersucht werden,

  • wie klimafreundliche und gleichzeitig umfassend nachhaltige Sanierung von Bestandbauten erfolgreich gelingen kann,
  • wie integrale Bauplanung im Dienste eines solchen Zieles genutzt werden kann und inwieweit sie eine Voraussetzung für den Erfolg darstellt,
  • wie sich unterschiedliche technische Sanierungsvarianten bezüglich der erreichbaren Nachhaltigkeits-Standards und Klimaeffizienz rechnerisch unterscheiden,
  • wie ein optimaler Ablauf der Entscheidungsprozesse und Bewertungsschritte für eine nachhaltige und klimafreundliche Sanierung von Bestandbauten aussehen kann.

[1] Auch die von der dena (Deutsche Energieagentur in Berlin) seit längerem geförderten/durchgeführten Pilotprojekte und werden bisher nur mit dem Fokus auf Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit dokumentiert und ausgewertet – die Aspekte der (integralen) Planung, der Ökobilanz, der Lebenszykluskosten, des Variantenvergleichs und des Nutzungs- und Performancemonitorings werden dagegen nicht beleuchtet.

[2] Der Wohnungsbestand in Deutschland umfasste im Jahr 2010 insgesamt 40,2 Millionen Wohneinheiten (Statistisches Bundesamt. Gebäude und Wohnungen. Wiesbaden, 2010). Für Nordrhein-Westfalen werden für das Bezugsjahr 2006 vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW (LDS NRW) insgesamt 8.460.531 Wohnungen registriert, das heißt ca. 21 % des Bestandes bundesweit. Für das Jahr 2007 wird vom LDS für NRW ein Bestand von 8.501.569 Wohnungen angegeben. Von den NRW-Bestandsbauten stammen 24 Prozent aus Baujahren vor 1948 und weitere 36 Prozent aus den Jahren 1949 bis 1968 (Angaben nach LDS NRW)

[3] Deutschlandweit existieren etwa 18 Millionen Wohngebäude, von denen die meisten vor 1978 (dem Jahr der ersten Wärmeschutzverordnung) gebaut wurden – in NRW stammen rund 60 Prozent der Gebäudebestände aus Baujahren vor 1968

Veranstaltungen

Die Ergebnisse des Projektes werden auf Fachveranstaltungen vorgestellt.
Die Ansätze und Ergebnisse der Musterplanung aus Modul A wurden bisher auf folgenden Veranstaltungen präsentiert:

Zweitägige Groß-Veranstaltungen der Rheinenergie AG für Architekten und Bauingenieure mit insgesamt rund 900 Teilnehmern:

„Technikherbst 2010“ und „Technikherbst 2011“
(hier Präsentation herunterladen: Vortrag_Rheinenergie_2311 2011 TG TL SU)
Architekturfakultät der FH Köln – Veranstaltungsreihe  „Der energieeffiziente Raum“

„plan12 – Internationales Forum aktueller Architektur“ – interessierten Fachleuten und Öffentlichkeit konnten sich eine Woche lang über Forschungsvorhaben und Sanierungsplanung im Gebäude Senefelderstraße anhand von Vorträgen, Führungen und Plakaten informieren (s. Anhang 16).